SAG’S MULTI, der mehrsprachige Redewettbewerb des ORF, ist Mittelpunkt eines neuen Forschungsprojekts der Universität Wien. Unter dem Titel „SAG’S MULTI – Selbstermächtigung durch Mehrsprachigkeit. Förderung sprachlicher Heterogenität in Schule und Gesellschaft“ wird untersucht, wie das Bildungssystem in Österreich im Sinne von größtmöglicher Chancengerechtigkeit gestaltet werden kann. Neben Schüler:innen zweier Wiener Gymnasien und Studierenden sind auch Teilnehmer:innen von SAG’S MULTI Teil der partizipativen Forschung des Projekts, erlernen wissenschaftliche Methoden und können diese auch bei schulischen Projekten anwenden.  Ziel des Forschungsprojektes ist es jedenfalls, Schüler:innen in ihrer mehrsprachigen Entwicklung zu unterstützen und zu stärken.

Mehrsprachigkeit als Ressource

In Migrationsgesellschaften wie in Österreich wachsen Kinder und Jugendliche zunehmend mehrsprachig auf. Diese sprachliche Vielfalt erfordert nicht nur in Schulen, sondern auch in der Gesellschaft Anerkennung und Wertschätzung. Für Chancengerechtigkeit in der Bildung muss Mehrsprachigkeit als Ressource erkannt und gefördert werden. Nur so können Schüler:innen ihre Mehrsprachigkeit nutzen, was wiederum ihre Identitätsentwicklung, gesellschaftliche Zugehörigkeit sowie ihren Bildungs- und Berufsweg unterstützt.

SAG’S MULTI fördert die sprachliche Vielfalt in Österreich und ist Impulsgeber für Themen, die die Gesellschaft bewegen. Mit einem spannenden, mehrsprachigen Redemodus, bei dem zwischen Deutsch und der Erstsprache oder einer erlernten Fremdsprache mehrmals gewechselt werden muss, ermutigt SAG’S MULTI Schüler:innen im Alter von zwölf bis Anfang 20 über persönliche Erfahrungen zu sprechen und sich für Positionen, die ihnen wichtig sind, einzusetzen. Mehr als 90 verschiedene Sprachen wurden in über 15 Jahren SAG’S MULTI von den Teilnehmenden in Reden zu Themen wie Identität, Klimagerechtigkeit, Demokratie, Rassismus, Europa, Diversität, Schule, Mobbing, mentale Gesundheit oder Menschen-, Frauen- und Kinderrechte angewendet.

Der ORF ist seit 2020 in der Trägerschaft des Wettbewerbs und ermöglicht als medialer Veranstalter von SAG’S MULTI eine große Bühne für die mehrsprachigen Talente.

So funktioniert das Forschungsprojekt der Uni Wien

Im Zuge des Forschungsprojekts der Uni Wien wird eine partizipative Forschung mit Schüler:innen zweier Wiener Gymnasien, Teilnehmer:innen des SAG’S MULTI-Redewettbewerbs sowie Wissenschaftler:innen und Studierenden der Universität Wien durchgeführt. Als erste wissenschaftliche Untersuchung des Redewettbewerbs wird Schüler:innen der 10. bis 12. Schulstufe an Gymnasien ermöglicht, partizipativ in die Wissenschaft einzusteigen, etwa durch Workshops, Interviews und Datenanalysen. Die Schüler:innen erlernen dabei wissenschaftliche Methoden und können bei Interesse ihre Maturaarbeit mit Projektunterstützung zu einem mehrsprachigkeitsrelevanten Thema entwickeln und umsetzen. Das Forschungsprojekt folgt damit einem forschenden, gestalterischen und künstlerischen Zugang und macht die Teilnehmenden selbst zu Forschenden. Im Sinne des sogenannten Citizen-Science-Ansatzes beschäftigen sich die Schüler:innen der Kooperationsschulen BGRG8 Albertgasse und BORG15 Henriettenplatz in Wien gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Team der Universität Wien mit den zentralen Fragestellungen des Projekts. Das Forschungsprojekt will in der Folge das sprachliche Selbstbild der Jugendlichen stärken, Mehrsprachigkeit fördern und positive Erfahrungen – auch in Verbindung mit wissenschaftlichem Arbeiten – setzen.

Details zum Forschungsprojekt und Sparkling Science 2.0

Das Forschungsprojekt der Universität Wien ist eine Kooperation mit dem ORF, der Pädagogischen Hochschule Wien, dem Zentrum Sprachliche Bildung im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit (BIMM) an der Pädagogischen Hochschule Steiermark sowie zwei Gymnasien: dem BGRG 8 Albertgasse, Wien und dem BORG15 Henriettenplatz, Wien. Das Projekt ist Teil des Forschungsförderungsprogramm „Sparkling Science 2.0“, das sogenannte Citizen-Science-Projekte fördert, in denen wissenschaftliche Einrichtungen mit Bildungseinrichtungen und wenn möglich Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten, um gemeinsam neue Forschungsergebnisse zu gewinnen.
Das Forschungsprojekt „SAG’S MULTI – Selbstermächtigung durch Mehrsprachigkeit. Förderung sprachlicher Heterogenität in Schule und Gesellschaft“ wird von September 2024 bis August 2027 durchgeführt.